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23. November 2017, von Michael Schöfer
Lebensgefährlicher Witz


Der Amerikaner Mike Hughes will mithilfe einer selbstgebauten Rakete beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist. Für deren Bau haben ihm Flat-Earth-Anhänger 20.000 Dollar gespendet, das Metall holte er sich vom Schrottplatz. "Sein Traum sei es schon immer gewesen, eine Rakete zu bauen und damit in das Weltall zu fliegen", zitiert ihn Welt-Online. Einziges Manko: Die von Wasserdampf (!) angetriebene Rakete soll lediglich eine Höhe von 550 m erreichen. Wohlgemerkt, nicht Kilometer, sondern tatsächlich bloß Meter. Was er damit beweisen will, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.

Einmal davon abgesehen, dass es von der Kugelgestalt der Erde bereits zahlreiche Fotos aus dem All gibt, hätte er das Ganze wesentlich billiger und weniger gefährlich haben können: einfach auf die Aussichtsplattform eines Wolkenkratzers gehen. Der Burj Khalifa in Dubai ist mit 830 m das höchste Gebäude der Welt. Mit dem Fahrstuhl nach oben bringen lassen, hätte den gleichen Zweck erfüllt. Hughes' Rakete kommt nicht einmal auf diese Höhe. Von wegen ins Weltall fliegen...

Die Grenze zum Weltall wird im Allgemeinen bei einer Höhe von 100 km gezogen. Und angeblich baut Hughes schon eine Rakete, die ihn auf eine Höhe von 110 km bringen soll. Dann wäre er tatsächlich im Weltraum. Falls sich seine technischen Fähigkeiten (von den finanziellen Voraussetzungen ganz zu schweigen) auf dem Niveau der Flat-Earth-Theorie bewegen, wird er es wohl nie bis dahin schaffen. Immerhin ist dazu eine richtige Rakete notwendig, weil die Physik bekanntlich eine bestimmte Fluchtgeschwindigkeit und Triebwerks-Brenndauer vorgibt. Es sei denn, Hughes bestreitet auch, dass es die Schwerkraft gibt. Das wäre wirklich mal etwas Neues. Übrigens: Eratosthenes von Kyrene hat bereits 200 Jahre v. Chr. den Erdumfang fast genau gemessen, die Flat-Earth-Anhänger fallen daher noch hinter das Wissen der Antike zurück. Für das 21. Jahrhundert beschämend.