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08. November 2017, von Michael Schöfer
Woher haben die Huthi solche Raketen?


Saudi-Arabien macht den Iran für den Raketenbeschuss des Flughafens der Hauptstadt Riad verantwortlich, die Saudis werfen Teheran "Aggression" vor. Der Beschuss durch pro-iranische Huthi-Rebellen im Jemen kann man als "kriegerischen Akt" werten, sagte Kronprinz Mohammed bin Salman. Das verschärft die ohnehin angespannten Beziehungen der sich feindlich gesinnten Länder. "Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini nannte die Eskalation zwischen Saudi-Arabien und Iran 'extrem gefährlich'. Beide Seiten sollten ihre Rhetorik mäßigen und nach einem 'Minimum von Konsens' suchen, um die Grundlage für Frieden zu stiften." (Quelle: ZDF)

Auffallend ist die Entfernung zwischen der saudi-arabischen Hauptstadt und dem Jemen, wo die Huthi-Rebellen ihre Heimat haben, die beträgt nämlich mindestens 800 km (Luftlinie). Das heißt, die Rakete muss eine Mittelstreckenrakete gewesen sein (per Definition: Raketen mit einer Reichweite zwischen 800 und 5500 km). Laut Welt-Online war es eine Rakete vom Typ Volcano H-2. Vermutlich, allzu viel ist nicht über sie bekannt, hat sie eine Reichweite von 1.400 km und kann damit ca. 80 Prozent des saudi-arabischen Staatsgebiets erreichen. (Quelle: Wikipedia, englisch) Mitte Juli 2017 soll eine Volcano H-2 (alias Burkan 2-H, Borkan H2, Burqan 2H) eine Ölraffinerie in Yanbu am Roten Meer getroffen haben. Yanbu liegt auf der Höhe von Medina, von dort bis zur Grenze des Jemen sind es 990 km.

Das verleiht dem Konflikt zweifellos eine neue Qualität, denn damit wären die wichtigsten saudischen Städte, religiöse Stätten wie Mekka oder Medina und vor allem die ökonomisch lebenswichtigen Erdölanlagen verwundbar. Es stellt sich in der Tat die Frage, ob die Huthi eine solche Rakete wirklich selbst hergestellt haben. Saudischen Angaben zufolge ist sie iranischer Herkunft, der Iran bestreitet das allerdings. Federica Mogherini ist zuzustimmen, die Lage ist extrem gefährlich. Aber das Ganze geht natürlich noch über diesen Konflikt hinaus, denn die Verbreitung dieser Waffen in der Region dürfte auch Israel alarmieren. Falls Terrorgruppen in den Besitz derartiger Raketen gelangen, wäre Israel vom gesamten Staatsgebiet des Libanon, des Irak und von Syrien aus zu erreichen. Die Sorgenfalten sind gewiss auch in Tel Aviv tiefer geworden.