Home | Archiv | Leserbriefe | Impressum



22. Oktober 2017, von Michael Schöfer
Islamische Feiertage - warum nicht?


Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat kürzlich angeregt, man möge in Regionen mit einem sehr hohen Anteil von Muslimen über die Einführung eines muslimischen Feiertages nachdenken. Aus der Union erntete er prompt heftige Proteste. Allerdings musste der Lordsiegelbewahrer des Christentums auf Erden, nein, das ist nicht Papst Franziskus, sondern CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen, dass selbst ZdK-Präsident Thomas Sternberg den Gedanken gar nicht so schlecht findet. "Ich bin tief bestürzt, ja fassungslos, dass sich jetzt auch noch die Spitze des Zentralkomitees der Katholiken für einen Islam-Feiertag ausspricht", beklagte sich Scheuer. Stimmt, wo soll das noch hinführen, wenn die Christsozialen das Christentum jetzt sogar gegen die katholische Kirche verteidigen müssen? Von daher ist es durchaus nachvollziehbar, wenn Horst Seehofer beantragt hat, die Unfehlbarkeit des Papstes künftig auf den bayerischen Ministerpräsidenten zu übertragen.

Dennoch kann ich in de Maizières Vorschlag nur Positives erkennen: So haben beispielsweise 44,7 Prozent der Mannheimer Stadtbevölkerung einen Migrationshintergrund - davon 19,7 Prozent mit Bezug auf die Türkei, 1,6 Prozent mit Bezug auf Bosnien-Herzegowina, 1,4 Prozent mit Bezug auf den Irak und 1,1 Prozent mit Bezug auf den Kosovo. Damit dürften mindestens ein Fünftel der Mannheimer Muslime sein, die Stadt ist also geradezu prädestiniert für die Einführung eines muslimischen Feiertages.

Doch warum so bescheiden? Laut Feiertagsgesetz gibt es in Baden-Württemberg 11 Feiertage, hinzu kommt als bundesweiter Feiertag der Tag der Deutschen Einheit. Macht summa summarum 12 Feiertage. Nach Angaben des interkulturellen Portals Kandil.de gibt es im kommenden Jahr 11 islamische Feiertage. Prächtig, das ist absolut kompatibel zu Baden-Württemberg (welch göttliche Harmonie: 11 plus 11). Nun sind wir bei insgesamt 23 Feiertagen. Selbstverständlich dürfen jüdische Feiertage keinesfalls diskriminiert werden, demzufolge kommen 2018 noch einmal 15 Feiertage hinzu. Damit sind wir, de Maizière sei Dank, bei 38 Feiertagen angelangt. Mit Rücksicht auf die Arbeitgeberverbände lassen wir hinduistische und buddhistische Feiertage außer Acht. Jedenfalls vorerst. Zusammen mit dem Urlaub (im Durchschnitt 30 Tage) könnten die Deutschen daher rund ein Vierteljahr auf der faulen Haut liegen. Ich finde, die Politik hatte schon schlechtere Vorschläge. Und drei Monate lang das Leben genießen dürfte, Rettung des christlichen Abendlandes hin oder her, selbst bei AfD-Wählern auf Begeisterung stoßen. Am Ende finden vielleicht auch sie an Mulitikulti Gefallen.