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12. Oktober 2025, von Michael Schöfer
Infantiles Verlangen


Es gab bis dato keinen, der jemals so penetrant nach dem Friedensnobelpreis gierte wie US-Präsident Donald Trump. Und er scheint sich nicht einmal darüber bewusst zu sein, dass sich alle Welt über sein infantiles Verlangen lustig macht. 2025 hat ihn jedenfalls die venezolanische Oppositionsführerin Maria Corina Machado bekommen, sie widmete "diesen Preis dem leidenden Volk Venezuelas". Trump war daraufhin offenbar zutiefst beleidigt. Steven Cheung, Sprecher des Weißes Hauses, schrieb auf X (ehedem Twitter): "President Trump will continue making peace deals, ending wars, and saving lives. (…) The Nobel Committee proved they place politics over peace." (Präsident Trump wird weiterhin Friedensabkommen schließen, Kriege beenden und Leben retten. (…) Das Nobelkomitee hat bewiesen, dass es Politik über Frieden stellt.)

Es ist unglaublich, da lässt der selbsternannte Anwärter auf den Nobelpreis durch seinen Sprecher ausrichten, dass das norwegische Nobelkomitee einen Fehler gemacht hat. Das Nobelkomitee muss ihm den Friedensnobelpreis schon allein deshalb verweigern, auch 2026 und in allen Folgejahren, andernfalls würde es sich nämlich der Lächerlichkeit preisgeben und den Preis total entwerten. Wenn es vor dem rohen Drängen Trumps einknicken würde, wäre das eine Blamage ohnegleichen, schließlich sind wir nicht auf einem Kindergeburtstag verwöhnter Zöglinge. Donald Trump, der in den USA peu à peu die Demokratie beseitigt, darf keinen Nobelpreis bekommen, auch wenn ihn die unterwürfigen Schleimer noch so sehr dafür empfehlen.