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20. Dezember 2025, von Michael Schöfer
Ob Herbert Grönemeyer Abbitte leistet?

Als Herbert Grönemeyer 1986 in seinem Lied "Kinder an die Macht" forderte, "gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht was sie tun", hat er bestimmt nicht im Entferntesten daran geglaubt, dass man ihn jenseits des Großen Teiches erhören würde. Und das sogar zweimal: 2016 und 2024 durch die Wahl eines gewissen Donald J. Trump zum 45. und 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Man muss nicht "Herr der Fliegen" von William Golding gelesen haben, um zu wissen, dass Kinder grausam sein können. Ziemlich grausam. Und rachsüchtig. Wer keine negativen Erfahrungen mit einem rüpelhaften Schulhof-Bully und seiner schleimigen Gefolgschaft gemacht hat, ist bestimmt sehr behütet aufgewachsen und damit die große Ausnahme. Oder gehörte zur schleimigen Gefolgschaft.

Das hat Grönemeyer nun davon: Zumindest ein Kind ist jetzt an der Macht - mit den entsprechenden Folgen. Das 1971 eröffnete "Kennedy Center" in Washington soll künftig "Trump Kennedy Center" heißen, die Familie des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy ist zu Recht entsetzt. Normalerweise werden Institutionen nach Verstorbenen benannt, um sie zu ehren und im Gedächtnis zu behalten, doch Trump wollte wohl nicht warten. Eigentlich logisch, denn von posthumen Ehren hat man bekanntlich wenig - zumindest sofern man nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt. Und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass der aktuelle Chef des Oval Office besonders religiös wäre. Demonstratives Beten mit Religionsvertretern dient lediglich Wahlkampfzwecken. Eitelkeit war wohl auch die Triebfeder dafür, das "United States Institute of Peace" in "Donald J. Trump Institute of Peace" umzubenennen. Dass er demnächst seinen Kopf am Mount Rushmore National Memorial neben dem von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln einmeißeln lässt, ist bislang nur ein Gerücht, aber bei diesem eitlen Gockel ist nichts mehr völlig auszuschließen. Wohl wahr, sie [die Kinder] berechnen nicht was sie tun.

Nun hat Donald Trump wenig mit Kultur, Frieden und Demokratie am Hut - auch wenn er nach wie vor scharf auf den Friedensnobelpreis ist. Wird sich das Nobelkomitee in Oslo davon beeindrucken lassen? Hoffentlich nicht, zumal Trump in der Karibik bereits rund hundert Menschen außergerichtlich hat ermorden lassen und sich offenbar anschickt, einen Krieg gegen Venezuela zu beginnen. Gewiss, Gianni Infantino hätte da weniger Skrupel, aber er durfte als FIFA-Präsident halt bloß den eigens dafür geschaffenen "FIFA-Friedenspreis für herausragende Leistungen für Frieden und Völkerverständigung" an Trump verleihen, wobei sich die ganze Fußballwelt angesichts dieser auf offener Bühne inszenierten Speichelleckerei fremdschämte. Immerhin scheint sich Donald Trump tatsächlich geehrt gefühlt zu haben, war aber vermutlich der Einzige auf der Welt, der das wirklich glaubte. Selbst die superloyale Karoline Leavitt wird sich ihren Teil gedacht haben. Obendrein erwies sich Infantino als wenig geschmackssicher, denn bezeichnenderweise hat der vergoldete Pokal mit den zombiehaft anmutenden Händen anscheinend noch nicht einmal dem für gewöhnlich auf Gold versessenen US-Präsidenten gefallen. Eigentlich gebührt Infantino dafür eine Anerkennung: Trump in Geschmacksfragen zu unterbieten ist nämlich eine wahrhaft weltmeisterliche Leistung.

Wie dem auch sei, das sind jedenfalls die neuen Spielregeln einer zunehmend verrückten Welt, in der ein narzisstisches und verzogenes Kind den Oberbefehl über die stärkste Armee der Welt besitzt. Die Liste seiner Schandtaten ist immens. Und Kritiker müssen aufpassen, nicht auf seiner persönlichen Feindesliste zu landen, die er unerbittlich abarbeitet. James Comey weiß das besser als alle anderen. Donald Trump sei "entweder naiv oder dumm", urteilte der frühere Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Ben Hodges, im ZDF-Interview. [1] Hodges bezog sich auf den Ukraine-Krieg. Nun, vielleicht ist Trump beides: naiv und dumm. Generell. Wie Kinder eben so sind. Ob Herbert Grönemeyer endlich Abbitte leistet?

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[1] ZDF vom 17.04.2025